Elektrifizierung der Südbahn

  • Elektrifizierung der Südbahn
    „Fit gemacht“ für die Inbetriebnahme: Die neue Brücke über die Argen im Jahr 2020
  • Elektrifizierung der Südbahn
    Impressionen vom Einhub der neuen Eisenbahnbrücke
  • Elektrifizierung der Südbahn
    Neue Bahnbrücke Ulm-Donautal

Elektrifizierung der Südbahn

Die Ursprünge der „schwäbischen Eisenbahn“ reichen über 170 Jahre zurück. In den Jahren 1846 bis 1850 wurde die „Südbahn“ errichtet und von 1905 bis 1913 zweigleisig ausgebaut. Sie verband als erste Schienenstrecke die Städte am Bodensee mit den oberschwäbischen Zentren Ravensburg, Biberach und Ulm.

Heute ist die Südbahn damit eine der ältesten Eisenbahnstrecken in Baden-Württemberg und zugleich eine der wenigen zweigleisigen Hauptstrecken im Bundesgebiet, die noch nicht vollständig elektrifiziert sind. Mit Aufnahme als Vorhaben des „Vordringlichen Bedarfs“ in den geltenden Bundesverkehrswegeplan und der dortigen Aufnahme als Zulaufstrecke für die „Neue Eisenbahn-Alpentransversale“ (NEAT) in der Schweiz ändert sich dies.

Dem offiziellen Spatenstich des Vorhabens im März 2018 ging eine mehrjährige Planungsphase sowie eine Initiative örtlicher Städte, Gemeinden, Landkreise, Handelskammern sowie Regionalverbänden voraus, die 2006 in der Gründung des Interessenverbandes (IV) Südbahn mündete und maßgeblich in Zusammenarbeit mit der DB Netz AG und dem Land Baden-Württemberg das Projekt vorangetrieben hat.

Baubeginn war im September 2018. Seitdem betrifft das Gros der Maßnahmen zur Elektrifizierung der Südbahn naturgemäß die Herstellung der Oberleitungsanlagen (OLA) für die Hauptstrecken, nebst Überhol- und Bahnhofsgleisen. Ihre Gesamtlänge mit Kettenwerken beläuft sich auf über 250 Kilometer und erfordert die Errichtung von mehr als 4.000 Oberleitungsmasten.

Diese Arbeiten werden innerhalb von Teil- und Totalsperrungen der vier Bauabschnitte entlang der Strecke realisiert. Darüber hinaus verlangt das Bauvorhaben auch weitreichende Baumaßnahmen „neben“ der Strecke. Dazu gehört unter anderem die Erneuerung von Straßen- und Fußwegüberführungsbauwerken aufgrund zu geringer Durchfahrtshöhen in Fronreute, Laupheim, Biberach, Aulendorf und Ulm. Ebenfalls müssen südlich von Ulm 400 m Stützwände neu gebaut werden, da hier das Lichtraumprofil für die höheren Streckengeschwindigkeiten nicht mehr ausreichend ist. Diese bedingen zudem Anpassungen bei der Leit- und Sicherungstechnik (LST). Zu knapp bemessen für den Oberleitungsbetrieb ist auch das Lichtraumprofil der Eisenbahnüberführung über den Fluss Argen. Besonders herausfordernd sind hier weniger die 76 m Länge der Brücke als ihr Status als schützenswertes Baudenkmal.

Des Weiteren müssen neben einer Erneuerung der Bahnübergänge in Ulm-Einsingen und Bad Schussenried auch an zahlreichen Straßenüberführungen Berührungsschutzmaßnahmen nachgerüstet werden, die der künftige elektrische Betrieb notwendig macht. Ein wesentlicher Aspekt, der sich aus der Planungsphase ergeben hat, sind zudem passive Schallschutzmaßnahmen in den unmittelbar an der Trasse liegenden Wohngebieten gemäß der Bundes-Immissionsschutzverordnung (BlmSchV) sowie planerische Maßnahmen für Umweltverträglichkeit, Gewässer-, Natur- und Artenschutz nebst dem Umgang mit Flora-Fauna-Habitat-Gebieten in Streckennähe. Die Stromversorgung für die künftig elektrifizierte Strecke wird durch den Neubau eines elektrischen Umrichterwerkes in der Nähe von Niederbiegen sowie im Norden durch den Anschluss an einen Schaltposten im Hauptbahnhof Ulm bzw. im Süden in Lindau-Aeschach sichergestellt.

Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Südbahn für den Dezember 2021 vorgesehen. Damit realisiert die DB Netz AG die lang erwartete Modernisierung der Anbindung Oberschwabens und des Bodenseeraumes an das nationale wie internationale Schienenstreckennetz. Der elektrifizierte Betrieb zur Schiene wird maßgeblich zu einer umweltverträglichen, nachhaltigen und vor allem zukunftsfähigen Mobilität in Süddeutschland beitragen. Als eines von bundesweit sieben „Leuchtturmprojekten“ für den Deutschlandtakt sind dabei künftig wesentliche, konkrete Verbesserungen im Schienenverkehr zu erwarten. So können nach Inbetriebnahme der elektrifizierten Südbahn unter anderem die Anschlüsse in den Taktknoten Ulm und Lindau verbessert werden und durch den Wegfall des bisherigen Lokwechsels in Ulm die Fahrzeit reduziert werden.

Die Arbeiten in den Bauabschnitten – Stand September 2020: Bauabschnitte 1 und 2

Zwei Bauabschnitte zwischen Ulm-Aulendorf (ca. 60 Kilometer)

Im gesamten Abschnitt von Ulm bis Aulendorf wurde mit Stand September 2020 das Hauptgewerk Oberleitung inkl. Kabeltiefbau weitgehend fertiggestellt. Südlich von Ulm wurden darüber hinaus 400 m Stützwände, die Straßenüberführungen Ulm-Donautal, Biberach, Laupheim und die Anhebung des Fußgängersteges im Bereich des Bahnhofs Biberach fertiggestellt. Die Nachrüstung von 16 Straßenbrücken mit Berührschutz befindet sich im Bau.

Die für die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit erforderlichen Oberbauarbeiten wurden mit den anstehenden Arbeiten des Oberbauprogramms gebündelt und mit dem Bahnübergang Ulm-Einsingen fertiggestellt. Der Umbau der Bahnübergänge Bad Schussenried I und II wird zeitnah abgeschlossen. Die erste Baustufe der Umrüstung der Stellwerke Aulendorf und Bad Schussenried auf ESTW-Technik konnte erfolgreich abgeschlossen werden.

Die Arbeiten in den Bauabschnitten – Stand September 2020: Bauabschnitt 3

Abschnitt Aulendorf-Friedrichshafen (ca. 40 Kilometer)

Im Abschnitt Aulendorf–Ravensburg sind die Hauptbaumaßnahmen Neubau Oberleitung, Kabeltiefbau, Oberbau (Gleisabsenkung) und der Neubau der Straßenbrücke Aulendorf-Rugetsweiler weitgehend abgeschlossen.

Im Abschnitt Ravensburg-Friedrichshafen werden im Zeitraum der Vollsperrung 14.09. bis 19.12.20 insbesondere Arbeiten zum Neubau der Oberleitung, Kabeltiefbau, Oberbau (Gleisabsenkungen) und zur Nachrüstung vorhandener Straßenüberführungen ausgeführt.

Die Arbeiten in den Bauabschnitten – Stand September 2020: Bauabschnitte 4

Abschnitt Friedrichshafen-Lindau (ca. 23 Kilometer)

Der Arbeiten zum Neubau der Eisenbahnüberführung über die Argen und der Oberleitungsanlagen inkl. Kabelbau in diesem Abschnitt sind abgeschlossen.

Das große öffentliche Interesse, das mit dem Neubau der Eisenbahnüberführung über die Argen einher ging, wurde via Webcam tagesaktuell über die Projekt-Website bedient. Die Zugriffszahlen beliefen sich dabei auf über 10.000 Besucher / Monat.

Zahlen und Fakten

  • Bauzeit der ursprünglichen Strecke von 1846 bis 1850
  • Zweigleisiger Ausbau von 1905 bis 1913
  • Streckenlänge von Ulm-Hauptbahnhof über Friedrichshafen (Stadt) bis Lindau-Aeschach: 120 Kilometer
  • Gesamtlänge der zu elektrifizierenden Gleise (inkl. Bahnhofsgleise): 253 Kilometer.
  • Rund 4.000 Oberleitungsmasten werden errichtet.
  • Neue Straßenüberführungen in Ulm-Donautal, Laupheim, Biberach und Aulendorf. Rückbau der Brücke in Fronreute.
  • An 31 Straßenüberführungen werden Berührungsschutz- und Erdungsausrüstung nachgerüstet.

Weitere Informationen: Projektwebsite Südbahn

Ansprechpartner

Marzi Strutzke
Marzi Strutzke
MSc
Projektleiterin; Business Development Managerin EMEA
Tel.: +49 (931) 35503-776
Ruben Agut Gomez
Ruben Agut Gomez
M. Eng.
Projektleiter
Tel.: +49 (931) 35503-796

Erfolgreiches Projektmanagement mit EPLASS:

Die Anwendung von EPLASS garantiert ein effizientes, strukturiertes und transparentes Planmanagement. Dies ermöglichte uns im Großprojekt "Elektrifizierung Südbahn" die rechtzeitigen Baufreigaben von über 10.000 Ausführungsplänen innerhalb kürzester Zeit. Hervorzuheben ist auch die hervorragende Zusammenarbeit mit dem für uns zuständigen EPLASS-Projektleiter sowie die Verfügbarkeit des professionellen Support-Teams.

Daniel Ridinger, Projektsteuerer Termin-/Planlaufmanagement, DB Netz AG